Geisig Rhein-Lahn-Kreis | Verbandsgemeinde Bad Ems • Nassau

"Limes Live" - ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein

Friedlich, freundlich und festerprobt, so fielen die Römer bei Dornholzhausen und Geisig ein: Rund um die Gemarkung der beiden Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Nassau, fand ein Limes-Erlebnistag auf der Limes-Meile von der Hardt bei Dornholzhausen bis zur Schutzhütte in Geisig statt – und die Besucher strömten in Scharen herbei, wie die proppenvollen Parkplätze belegten. Belohnt wurden damit die vielen Vorbereitungen und die glänzende Organisation der beiden Ortsgemeinden Dornholzhausen und Geisig, die beide in diesem Jahr auch ihr 750jähriges Bestehen feiern.

DORNHOLZHAUSEN/GEISIG. Der Limes, mit 550 Kilometern das längste Bodendenkmal nach der Chinesischen Mauer, verläuft auf einer Länge von 75 Kilometern durch Rheinland-Pfalz. Etwa 1,5 Kilometern des gesamten Limesverlaufes befindet sich in dem teils hervorragend erhaltenen Streckenabschnitt der Gemarkungen Dornholzhausen und Geisig. Seit der Limes in 2005 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt wurde, ist er an vielen Stellen von Überwucherungen befreit und an den Straßenübergängen mit kurzen Palisaden versehen worden. Wachtürme wurden entweder rekonstruiert oder mit Holzpfählen sichtbar gemacht, Wanderwege und Rastplätze angelegt und das Ganze umfangreich beschildert. Grund genug, diesen für die Menschen wieder ersichtlichen römischen Grenzwall zwischen Dornholzhausen und Geisig, mit einem Limes-Erlebnistag zu feiern, denn immerhin hat er seine Bedeutung wieder zurück erlangt.

Eröffnet wurde der Limes-Erlebnistag durch die in einer schicken Toga gekleidete Geisiger Ortsbürgermeisterin, Anita Krebs, und ihren als Germane verkleideten Amtskollegen aus Dornholzhausen, Eckhard Mangold. Auf amüsante Weise verstanden beide es, das Publikum in einem heiteren, römisch-germanischen Dialog zu begrüßen.

Das Engagement der vielen Helfer der beiden Jubiläumsgemeinden, die in diesem Jahr immerhin stolze 750 Jahre alt werden, lobte Landrat Günter Kern. Dabei freue es ihn besonders, dass der einst als Trennlinie gedachte Grenzwall, heute die Menschen entlang des Limes zwischen Arzbach und Holzhausen enger zusammenrücken lässt.

Udo Rau, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nassau, wies bei seiner Rede nicht nur auf die „Moll-Töne„, die die Limes-Investitionen bei Kritikern hervorriefen hin, sondern erinnerte auch daran, dass der alte römische Grenzwall ein Teil der heimischen Geschichte sei und diese müsse man kennen.

Der rheinland-pfälzische Innenminister, Karl-Peter Bruch, sprach von einem Schatz in der heimischen Landschaft, den man bewahren, sichtbar und für die Menschheit erlebbar machen müsse. Das örtliche Engagement sei bei diesem Projekt ebenso wichtig, wie die Maßnahmen der Landesregierung. Deshalb sollen, laut Bruch, die Aktivitäten des Welterbes Limes von einem Zweckverband unterstützt werden, dessen Gründung zurzeit vorbereitet werde. Nach den Begrüßungsreden enthüllte der Minister als weiteres Visualisierungsprojekt die die erste Steinstele, die vorzugsweise überall dort aufgestellt werden soll, wo Wanderwege den Limes kreuzen.

Die Veranstalter hatten nicht zu viel versprochen. Entlang der "Limesmeile" gab es ein vielfältiges Erlebnisprogramm für Groß und Klein. Um sich besser in die Zeit der Römer versetzen zu können, war die Kohorte XXVI aus Rheinbrohl vor Ort. Mit ihren farbenfrohen, blitzblanken Rüstungen, mit Helm und Speer ging die Kampfformation durch das Gelände. Das sah alles so leicht aus, war es aber nicht, denn allein das Kettenhemd, das ein römischer Legionär trug, wog rund 14 Kilo und der Helm nochmals etwa vier. Zudem bot man den Besuchern römische Handwerkskunst und zeigte, von was man sich damals ernährte.

Wie praktisch, dass gleich nebenan in der römischen Taverne kleine Stärkungen, wie Trauben und Käse und ein gutes Glas Wein angeboten wurde, bevor man ein Stück weiter eingeladen war, in die Welt der Kelten einzutauchen bei Gaby Fischer und Janko vom See, die eine keltische Erzählung mit Musik präsentierten. Besonders "Wagemutige" konnten ihre Schwindelfreiheit hoch in den Bäumen beim Hochstammklettern und ihre Treffsicherheit beim Bogenschießen beweisen. "Kunst mit der Kettensäge" zeigten Arne Wilhelm und Lutz Willig. In nur wenigen Stunden entstand so aus einem Eichenstamm ein Relief mit einem Römer auf der einen und einem Germanen auf der anderen Seite, das demnächst den Limes zieren wird.

Wer einen kulinarischen Zwischenstopp beim großen Zelt einlegen wollte, wurde auf das Trefflichste von den Klängen des Antike-Ensembles „Musica Romana„ unterhalten, das auf ihren Rohrblattflöten, Harfen, Leiern und einer originalgetreuen Wasserorgel die Musik des alten Roms wieder auferstehen ließ. Einen besonderen Beitrag lieferten die Dornholzhausener Kinder, mit ihrem Musical "Der große Zaun", einer phantasievollen und eigenwilligen Geschichte über die Entstehung das Limes.

Mystisch wurde es auch beim Labyrinth durch den dunklen Wald das barfuß durchwandert werden konnte, mit Klangspielen und Sinnsprüchen an den Bäumen bis man die "Göttin im heiligen Hades" erreicht hatte. Weil die Römer für alle Lebensbereiche einen eigenen Gott oder eine Göttin hatten, konnten sich die Besucher einen Gott oder Göttin angeln und bekamen dazu eine fachkundige Erläuterung. Viel zu erklären hatten auch die Mitarbeiter(innen) des Landesmuseums aus Koblenz, die in der Schutzhütte von Geisig viele interessante Exponate, wie z. B. die Drachenkopfstandarte aus dem Kastelldorf Niederbieber, ausgestellt hatten. Die kleinen Besuchern konnten sich u. a. beim Brettspiel oder mit der Getreidemühle vergnügen.

Wer mehr darüber erfahren wollte, von was sich die Römer ernährt haben, den luden die Frauen des Landfrauenrings Geisig zu Kostproben von römischen Speisen und Getränken ein. Besonderen Eindruck machte die römische Linsentarte, die ausgiebig probiert wurde. Mit Schautafeln wurden die römische Küche und ihre Zutaten erklärt. Die Präsentationen der Römerwelt in Rheinbrohl und des im Bau befindlichen Römerkastells in Pohl, sowie die Angebote der "Touristik im Nassauer Land" machten Lust auf weitere Erlebnistage und Besuche, sowie auf Touren am Limes mit entsprechenden Angeboten für interessierte Gruppen.

Aber damit nicht genug: Handwerkskunst, wie zum Beispiel Korbsflechten und Seildrehen, römische Kinderspiele mit Nüssen und Tannenzapfen, Angebote rund um die Olive und allerlei Nützliches für Vögel und Insekten rundeten das Angebot ab.

Für alle, die nicht gut zu Fuß waren, bot der Planwagen vom Ponyhof Ludwig eine bequeme Art des Transports zwischen den beiden Endpunkten der Limesmeile.

Text und Fotos: Achim Steinhäuser und Berthold Krebs

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