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Forstamtsleiter informierte über aktuelle Entwicklungen im Forst

Einen sehr interessanten Vormittag durften 17 Teilnehmer aus Geisig, Dornholzhausen, Schweighausen, Dausenau und Seelbach beim Waldbegang im Staatsforst des Forstamtes Lahnstein in der Nähe von Dachsenhausen erleben, zu dem der CDU-Ortsverband Mühlbachgrund eingeladen hatte. „Mich treiben drei Sorgen um, die teils dramatische Auswirkungen auf die Forstwirtschaft haben werden“ erklärte der Leiter des Forstamts Lahnstein, Hans-Leo Cremer, zu Beginn der Veranstaltung.

Einerseits würden immer mehr Flächen für verschiedene ökologische Vorhaben, bis hin zu Nationalparken, aus der Holzproduktion genommen und andererseits wachsen ebenso die ökonomischen Ansprüche der Waldbesitzer und der holzverarbeitenden Industrie.

Sorge bereitet dem Forstamtsleiter auch, dass die Douglasie, die in den letzten Jahren als Ergänzung für die Windwurf-gefährdete Fichte verstärkt gepflanzt worden ist, vom Bundesamt für Naturschutz zu den „invasiven Baumarten“ erklärt und auf die sogenannte „schwarze Liste“ gesetzt wurde. Dies bedeutet, dass ihr Anbau stark eingeschränkt werden kann und besonders begründet werden muss. Andererseits sind laut Herrn Cremer weitere Nadelholzarten zur Deckung der zukünftigen Nadelholzversorgung unbedingt erforderlich.

Eine Möglichkeit sei die Förderung der Weißtanne, die ähnlich gute Erträge bringe, wie die Fichte, aber als Pfahlwurzler weit weniger Windwurf-gefährdet sei. Ihre Anzucht verlangt allerdings einen guten Schutz vor Verbiss, weil ihre Knospen dem Rehwild besonders gut schmecken. Aber auch wenn Weißtannen dem Äser des Wildes mit dem Terminaltrieb entwachsen sind, so hört die Gefährdung nicht auf. Denn die dritte Sorge von Forstdirektor Cremer sind die zurzeit wieder dramatisch anwachsenden Bestände an Damwild, Rotwild und Muffelwild in unseren Wäldern.

Durch das Schälen können riesige Schäden in jungen Laub- und Nadelwaldbeständen auftreten. „In ein bis zwei Wochen kann z. B. der Erfolg von 40 Jahren Naturverjüngung durch ein Rudel Rot- oder Damwild zunichte gemacht werden und es bleibt nur noch faules Holz übrig. Bis sich danach der Bestand wieder so erholt hat, wie er vor dem Wildschaden war, können bis zu 100 Jahre vergehen.“, sagt der Forstexperte von Landesforsten Rheinland-Pfalz. Er beziffert den Wert einer natürlichen 10 bis 15-jährigen Verjüngung je ha auf ca. 5.000 Euro. In einem kleinen Gemeindewaldbetrieb mit 100 ha Wald kann das Vorkommen von Rot- Dam- oder Muffelwild schnell zu einem Wertverlust von 500.000 Euro führen. Hier müsse zeitnah gehandelt werden, wenn auch das Landesjagdgesetz eine Bejagung nur in den Jagdzeiten zulasse.

Bei der Besichtigung einer ungestörten und nicht verbissenen Naturverjüngung im Waldort Püschheck im Staatsforst konnte der Forstamtsleiter anschaulich zeigen, welche Erfolge bei der Naturverjüngung von Buchen-Eschen-Bergahorn-Eichenmischbeständen erzielt werden können, wenn das Rot- Dam- und Muffelwild nicht vorkommt, sowie Rehwild dauerhaft scharf bejagt wird. Entsprechend sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Landesforsten und den Jagdausübungsberechtigten unverzichtbar.

Gerne ließ sich die Gruppe zum Abschluss vom Forstamt zu gegrillter Wildwurst einladen. Anlass für den Vertreter des CDU Ortsverbandes, Berthold Krebs, sich bei den Herren Hans-Leo Cremer, Johannes Wagner und Markus Schmidt vom Forstamt Lahnstein herzlich für einen hochinteressanten und angenehmen Vormittag zu bedanken.