Geisig Rhein-Lahn-Kreis | Verbandsgemeinde Bad Ems • Nassau

Tradition der Nikolauspredigt fand sehr großes Interesse

Einen ganz besonderen Nikolaustag haben die Geisiger Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr, dem Jahr ihres 750igsten Ortsjubiläums, gefeiert. Die Pfarrerin von Dienethal war gekommen, um die alte Tradition der Nikolauspredigt wieder aufleben zu lassen. Weil sie zur Überraschung aller auch den Nikolaus mitgebracht hatte, wurden die jüngsten Gottesdienstbesucher reich beschenkt.

Was hat es auf sich, mit der Nikolauspredigt?

Etwa im 14. Jahrhundert verfügte das Kloster Aftholderbach bei Miehlen, dass der Pfarrer von Dienethal jeweils am 06. Dezember eine Messe in der Nikolauskapelle in Geisig zu halten hatte. Dafür bekam er zweieinhalb Malter Korn (etwa 250 kg Roggen als Brotgetreide) von den Bauern aus Geisig. Diese Tradition wurde über 600 Jahre lang, etwa bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts fortgeführt. Nur dass nach der Reformation die Messe in eine Predigt umgewandelt wurde.

Als sich Geisig auf sein 750igstes Ortsjubiläum in 2010 vorbereitete, wollte man die alte Tradition wieder aufleben lassen. Pfarrerin Silke Funk aus Dienethal war auch sofort bereit, mitzumachen. Zusammen mit Pfarrer Martin Ufer aus Dornholzhausen hatte sie so einiges an Überraschungen vorbereitet. Weil man in Geisig vorher davon nichts wusste, waren auch dort Vorbereitungen getroffen worden. Am Ende waren alle überrascht, wie vielfältig und schön dieser Nikolausabend in der voll besetzten Kapelle geworden war.

Für allgemeine Heiterkeit sorgte eine Begebenheit aus dem Jahre 1824, als die Kapelle in Geisig zu einem Schulhaus umgebaut worden war. Berthold Krebs berichtete, dass sich Pfarrer Bickel aus Dornholzhausen damals an die herzogliche Landesregierung wandte und darum bat, einige Gottesdienste in Geisig zu streichen, weil in dem jetzt sehr engen „Lehrzimmer„ die Geschlechter nicht ausreichend getrennt werden und „eine das heilige entheiligende Unordnung„, besonders in den Augenblicken entstehen könne, in denen der Geistliche nicht zugegen sei. Tatsächlich wurden daraufhin einige Gottesdienste gestrichen, aber die Nikolauspredigt des Geistlichen aus Dienethal blieb weiter bestehen.

Pfarrerin Funk freute sich sehr darüber, dass der alte Brauch wieder aufgenommen worden ist. Sie stellte den heiligen Nikolaus als fürsorglichen Bischof von Myrna, der sich besonders um die Kinder gekümmert habe und als Schutzheiligen der Seefahrer in den Mittelpunkt ihrer Predigt. Insbesondere auf See, aber auch anderswo, habe der Glaube und der Ruf nach dem Schutzheiligen schon oft Zuversicht und Hoffnung gegeben und zur Rettung aus großer Not geführt.

Mit „Herr, deine Güte„ und „African Glory„ brachte der Gemischte Chor „Eintracht„ Geisig unter der Leitung von Margarete Reeves wundervolle Klänge von der Empore zu Gehör. Ebenso viel Beifall erhielten die Kinder vom „Minichor„ mit Ursula Herrmann für ihre Weisen „Winterkinder„ und „Guten Tag, ich bin der Nikolaus„. Und womit keiner gerechnet hatte, der Nikolaus (Karlheinz Wagner aus Dienethal) erschien tatsächlich; mit Rute und Sack. Die Rute brauchte er diesmal nicht, weil ihm die Kinder schöne Gedichte vortrugen und die Eltern versichern konnten, dass alle brav gewesen waren. Dafür gab es gleich doppelte Geschenke, denn auch die Ortsbürgermeisterin Anita Krebs hatte einen Sack mit Süßigkeiten mitgebracht.

Pfarrerin Funk steuerte zudem mit der Gitarre ein besonderes Nikolauslied aus Bornhofen am Rhein bei, das dort jedes Jahr gesungen wird.

Um dem alten Brauch zu entsprechen, überreichte Anita Krebs der Pfarrerin aus Dienethal ein kleines Säckchen mit Korn, als symbolischen Dank und verbunden mit der Hoffnung, dass sich die alte Tradition vielleicht in irgendeiner Weise fortsetzen lässt. Danach lud sie Jung und Alt zu Glühwein und Bratwurst in das nahe Feuerwehrgerätehaus ein.