Geisig Rhein-Lahn-Kreis | Verbandsgemeinde Bad Ems • Nassau

Drolliger Amor und singendes Wurmophon - Die „Gaasjer Fassenacht“ begeistert mit einem hausgemachten Programm.

Von der Mitarbeiterin der Rhein-Lahn-Zeitung Ulrike Bletzer, veröffentlicht am Montag, 1. Februar 2016 in der Rh.-Lahn-Ztg. Ausgabe Bad Ems/Lahnstein.

Eine närrische Sitzung ohne Prinzenpaar, Elferrat und Narrhallamarsch? Geht das überhaupt? Und wie das geht. Den Beweis dafür lieferten die Geisiger mit ihrer „Gaasjer Fassenacht“ in der Hombachhalle. Was die Ortsvereine da auf die Beine stellten, war, von den Gastbeiträgen aus Schweighausen abgesehen, von A bis Z Selbsterdachtes, Selbstgemachtes, selbst auf die Bühne Gebrachtes – kurzum: Fastnacht im eigentlichen, ursprünglichen Sinn. Und ein rund dreistündiges Programm, das die perfekte Mischung aus ausdrucksstarken Tänzen und witzig-spritzigen Sketchen bot.

Büttenreden im klassischen Sinn gab es nicht. Aber die Moderatoren des Abends, Ortsbürgermeister Dirk Best und Ulrich Kunz, der Erste Vorsitzende des Turnvereins, sorgten außer für elegante Überleitungen auch dafür, dass man manches Wissenswerte aus dem Herzen der Taunusgemeinde erfuhr. Zum Beispiel, dass der Gaasjer Gemeinderat eventuell eine Hühnersteuer einführen will. Oder dass das Verhältnis der Gaasjer zu den Hollesern von einer innigen Hassliebe geprägt ist. „Es ist ein Gerücht, dass die Holleser irgendwas besser können als die Gaasjer“, schoss das Moderatoren-Duo eine von zahlreichen Spitzen in Richtung Nachbargemeinde ab – Dornholzhausens Ex-Ortschef Eckhard Mangold, der in der ersten Reihe saß, nahm’s gelassen.

Logisch, dass auch die Sketche einiges an Lokalkolorit auf Lager hatten. Zum Beispiel beim „Gaasjer Sprachkurs“, der unter Oberaufsicht von Schuldirektorin Bianka Cirotzki und unter stummer Mithilfe von Manuel Gasteyer, Nadja Hinterwäller, Lukas Klein und Maike Klein höchst originelle Originalübersetzungen vom Englischen in die Sprache der Einheimischen bot. Was sollte etwa der auf Schildern in die Höhe gehaltene Satz „Fair peace dish drag suck“ bedeuten? Ein Rätsel, das sich mit der richtigen Aussprache und Betonung umgehend auflöste.

Um amouröse statt sprachliche Feinheiten ging es dagegen bei Jens Heymann, der in seinem Solo-Sketch „Sex oder Liebe“ sein Techtelmechtel mit einer Disco-Putzfrau schilderte – und dabei erwartungsgemäß heftig-deftig wurde. „Das ist, wie wenn man niesen müsste, aber eher unten rum“, tat er kund – umrahmt von weiteren, endgültig nicht mehr zitierfähigen Erkenntnissen ähnlicher Art.

Etliche Schritte weiter, nämlich bei den „Szenen einer Ehe“, waren da schon Gaby Schneider und ihre Sketchpartner Bianka Cirotzki, Armin Haupt und Greg Hollies angelangt. Es hatte etwas emanzipatorisch Befreiendes, wie die von ihrem nichtsnutzigen Gatten ausgebeutete Hausfrau die „bessere Hälfte“ im Müllsack entsorgte. Nur hatte sie die Rechnung ohne die Müllmänner gemacht, die sich spontan mit dem aus dem Abfall auferstandenen Macho verbündeten.

Ganz anders, nämlich als Mischung aus Pippi Langstrumpf und Biene Maja, kam Gaby Schneider in dem Sketch „Wurmophon“ daher. Jetzt mussten die Moderatoren ihre Musikalität beweisen: Jedes Mal, wenn sie einem der sechs Würmer auf den Kopf schlugen, schmetterte dieser ein Versatzstück aus einem bekannten Ohrwurm, den sie erraten und in die richtige Reihenfolge bringen mussten – eine tolle Idee, zu der als „Wurmpaten“ auch Steffi Blum, Bianka Cirotzki und Daniel Meurer beitrugen. Zusätzlich aufgelockert wurde die bunte Vielfalt durch die Tänze, wobei der Einstieg zur Musik von Falcos „Rock me Amadeus“ gelang: Die von Sarah Pfaff trainierte Jugendshowtanzgruppe aus Schweighausen begeisterte das Publikum mit ihrer gekonnten Darbietung. Auch die Gastgeber ließen sich in dieser Hinsicht nicht lumpen: Die ebenfalls noch ausnehmend junge Tanzgruppe Geisig zog mit ihrer Nummer „It’s time for Africa“, für deren Choreografie Kathrin Heymann-Lorch und Janet Hinterwäller verantwortlich zeichneten, die Narren mit ihren fantasievollen Kostümen und ausgeklügelten Hebefiguren in den Bann.

Eine Ecke klamaukhafter kamen, was die Tänze betraf, die reiferen Semester daher. Die Schweighausener unter Leitung von Heike Pfaff zum Beispiel, die in ihrem schrägen Freizeitlook eine Strandparty inklusive „Bäiwotsch“ feierten. Oder der FC Geisig and Friends, der Nachhilfe in Sachen Liebeswerben gab. Köstlich, wie der mit Flügelchen und rosa Hemdchen ausgerüstete Amor samt seiner nicht minder drolligen Helfer hereintanzte und sich einen Schlagabtausch mit den auf futuristisch gestylten Starwars-Figuren lieferte. Sibylle Heymann und Nicole Müller waren die Choreografinnen dieses Spektakels. Die von Katharina und Victoria Marner angeführten Jumping Clowns tanzten auf Trampolins – eine atemberaubende, an Akrobatik grenzende Nummer.

Eingangs ließ sich der Geisiger Frauenchor Con-Takt rund um seine akkordeonspielende Vorsitzende Ursula Herrmann bei seiner „Jecken Chorprobe“ zuhören. Der Jahreszeit entsprechende Clowns, aber auch etwas verspätete Engelchen und eine Petrusfigur brachten die Geisiger Narrhalla mit einem flotten Streifzug durch das karnevalistische Liedgut in Stimmung.

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