Verständlich, aber sehr, sehr schade: Die Geisiger Fastnachtssitzung versetzt die Narren nur noch alle zwei Jahre in Ekstase. Verständlich, weil die Ortsvereine und anderen Aktiven, die von der Planung bis zum Aufräumen alles aus eigener Kraft stemmen, des Arbeitsaufwands wegen beschlossen haben, die Sitzung im jährlichen Wechsel mit dem Weihnachtsmarkt zu bestreiten – was das Moderatoren-Duo vermuten ließ, der durch Abwesenheit glänzende Elferrat treibe sich gerade zwischen Glühweinständen herum. Und schade, weil man sich diese Art von Fastnachtsveranstaltung unbedingt öfter wünschen würde. Denn es war ein zwar hand- und hausgemachtes, aber ungemein pfiffiges Programm, durch das die beiden charmanten, bestens aufeinander eingespielten Moderatoren Jens Bottke und Jens Heymann da führten – ein Programm, das sich auch ohne Elferrat und Prinzenpaar kaum vor Höhepunkten retten konnte.
Den ersten lieferte der närrische Nachwuchs: Fantasievoll-orientalisch kostümiert, legten die Mädchen der Kita und des Turnvereins unter Leitung von Larissa Bilo und Petra Steinhäuser eine ebenso professionelle wie karnevalesk kesse Nummer aufs Parkett. Überhaupt die Tänze: Egal ob „,DeBaGa’sch‘“, „Weiß-Schwarz, weiß-schwarz“ oder „Hausfrauenparty“ – jeder von ihnen geriet zugleich zu einer Augenweide und einem Frontalangriff auf die Lachmuskeln. Zum Brüllen komisch war es zum Beispiel, wie das mit bunten Baströckchen bekleidete Männerballett aus Dessighofen oben ohne über die Bühne tollte. Die Herren aus Deesje, die von Martina Dornbacher trainiert wurden, hatten sich übrigens als einzige „Ausländer“ auf die Gaasjer Fassenacht getraut – allerdings nur unter Begleitung von drei Damen, die bei dieser sexy Nummer mittanzten.
In Strumpfhosen statt in Baströckchen steckte dagegen das Männerballett von FC Geisig & Friends. Und zwar gemeinsam: Rechtes Bein in der schwarzen Strumpfhose des rechten Nachbarn, linkes Bein in der weißen Strumpfhose des linken Nachbarn oder auch umgekehrt – dieser von Sibylle Heymann und Nicole Müller einstudierte Auftritt begeisterte nicht zuletzt mit seiner Originalität
. Genauso wie die Vorführung, mit der die neue Geisiger Tanzgruppe unter Leitung von Julia Becker, Janet Hinterwäller, Nadja Hinterwäller und Kathrin Lorch an den Start ging: Die jungen Damen stürmten als Putzteufel-Geschwader die Arena, legten dann umgehend ihre biederen Schürzenkittel ab und fegten als flottes Disco-Geschwader über die Bühne.
Kein Wunder also, dass die Stimmung minütlich stieg und immer öfter die Geisiger Rakete (Erste Stufe: auf den Tisch trommeln, zweite Stufe: auf den Boden stampfen, dritte Stufe: „Gaaaaas“) abhob. Woran natürlich auch die Sketche schuld waren: Das Duo Bianka Cirotzki und Gaby Schneider strapazierte gleich zweimal das Zwerchfell. Hatten sich die beiden noch in „In der Schulpause“ als auf Toilettenschüsseln thronende, innig miteinander verfeindete Lehrerkolleginnen ein Psychodrama der etwas anderen Art geliefert, so beschworen sie wenig später als „Sanitäter“ ein Szenarium herauf, das den aus dem Publikum herausgepickten Verletzten, wäre die Erste „Hilfe“ denn echt gewesen, leicht das Leben hätte kosten können.
Den Kellner aus dem Kneipensketch von FC Geisig & Friends erwischte es allerdings tatsächlich: Von den kapriziösen Wünschen der Damen in den Wahnsinn getrieben („Ich hätte gern ein Radler mit wenig Bier“, „Ich bezahle ein Drittel vom Sekt“), blieb ihm nur noch der Selbstmord.
Ob es denn auch Büttenreden gab? Eigentlich nicht, uneigentlich doch: Immer wieder nämlich unternahmen die Gaasjer Fassenachter humoristische Abstecher ins Dorfgeschehen – etwa als das Moderatoren-Duo Jens und Jens von jenem Kran erzählte, der im vergangenen Jahr in Nachbarschaft zur Narhalla umkippte: „Das lag an den schiefen Tönen des Chors, der zu dem Zeitpunkt gerade Probe hatte.“ Augenzwinkernder Seitenhieb und Überleitung, denn natürlich wirkte auch der Geisiger Frauenchor maßgeblich bei dem närrischen Treiben mit. Das Ensemble um ihre Akkordeonistin und Vorsitzende Ursula Herrmann zauberte mit ihrem „Dirndl-Rock“ nicht nur Alpen-Feeling in die Narhalla. Von drei besonders attraktiven Damen namens Klemens Herrmann, Bernd Michel und Friedhelm Singhof verstärkt, machte es sich auch große Sorgen um die Zukunft des Orts: Wer kommt als Nachfolger von Anita Krebs infrage, die nicht mehr als Bürgermeisterin kandidiert, lautete die Fragen aller Fragen. Umgehend wurde von Alfons bis Zacharias mindestens das halbe Dorf durchgehechelt – Kommunalpolitik mit Pfiff. Und egal, ob es im Mai nun Alfons, Zacharias oder sonst wer wird: Fest steht jedenfalls, dass diese Sitzung eine Rakete war. Und eine Lanze für die hausgemachte Fastnacht dazu.
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